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Tagebuch Formentera Weihnachten 2002/Silvester

Freitag 20.Dezember

Abflugtag, eigentliche Startzeit 15.00.

Am Flughafen werden wir gleich auf 40 Minuten Verspätung hingewiesen. Prima, da kann man ja mal endlich einen Flughafen richtig erkunden. Überall stehen Engel und Weihnachtsmänner herum, verteilen Glückslose und Stimmung.

Ein Kamerateam sucht in der Menge geeignete Kandidaten um unbequeme Fragen zu stellen.

Kamera

„Sie sehen so aus, als würden Sie wegfliegen“ steht einer der Reporter vom WDR vor Ralf. Ich drehe mich lachend weg und ergreife mit Jenny die Flucht. Wegfliegen ?- Ne wir warten am Flughafen immer auf den Zug!!!

Das übliche Blabla und „Haben Sie denn auch einen Weihnachtsbaum dabei?“ „Wohin soll es denn gehen?“ „Aha Formentera – schön!“ Der weiß im Leben nicht wo das liegt!!

Vor wem oder was wir flüchten würden, na ich hätte gesagt: „vor Allem! Und solchen Leuten wie Ihnen!

Gesendet wird Montag drauf nach der Aktuellen Stunde…

Wir treffen bekannte Gesichter unter anderem Katja, die Frau von unserem Nachbarn auf Formentera. In der Cafeteria ist meine Tochter hin und weg, neben ihr auf dem Stuhl sitzt „Mark Oh“, ich kenne ihn nicht, aber werde Punktum aufgeklärt über diesen berühmten DJ.

Endlich heißt es „Boarding”. An Bord des Fliegers wieder bekannte Inselgesichter „Ach ihr mal wieder?“

Man lächelt sich zu – Grossfamilie

lächeln

Die Maschine bewegt sich immer noch nicht.

Reisende, die nach „Faro“ wollten, sind falsch eingecheckt worden, hatten es aber noch rechtzeitig bemerkt und nun musste ihr Gepäck erst mal aus dem Bauch des Fliegers gesucht werden. Wieso etwas bei den vielen Hinweisschildern passieren kann? Keine Ahnung, aber die hätten sich sicherlich bei ihrer Ankunft in Ibiza arg gewundert. Die letzte Fähre um 19.00 Uhr würden wir wohl vergessen müssen.

Auf Ibiza gießt es aus Kannen, aber so war es letztes Jahr ja auch.

regen

Die Formenterabesucher stürzen sich auf die Taxen und treiben ihre Fahrer an in den Hafen, die Zeit wird verdammt knapp. Im Hafen dann angekommen, die erleichternde Nachricht, das letzte Schiff geht doch erst um 19.30 Uhr! Puh!

Hinein bekommt uns keiner in den Kahn und so stehen wir draußen an der Reling und werden platsch nass. Aber wen stört das schon, Hauptsache wir sind gleich da. Die Überfahrt im Dunkeln ist neu für die Kinder und sie finden es toll.

Angekommen, kann man den sonst heiligen ersten Schritt auf das Eiland vor lauter Regen gar nicht geniessen. Wir retten uns unter das Dach der „Estacion Maritimo“, während Ralf unser Auto sucht, dass Batollo irgendwo abgestellt hat. „Bis gleich in der Blue“ rufen wir allen zu und ab in die Casa, alles fallen lassen und Wohlfühlen

Die Blue hat geöffnet über die Feiertage. Rico, Günthers Sohn, schmeisst allein den Laden. Nach und nach treffen sie ein, all die lang vermissten Gesichter.

Grosses Hallo und Geknutsche, ich habe gleich mit Günther getauscht, deutsche Erkältung gegen spanische Erkältung– kein grosser Unterschied. Ein „Ihr seid da, wie schön!“ bringt gleich Linderung.

lippen

Samstag,21.Dezember

Die Sonne strahlt mir ins ausgeschlafene Gesicht, das noch ungläubig ist. Ein Begreifen: Ich bin wieder hier!

Tobias hat es schon vor dem Frühstück geschafft seine zweite Hose unanziehbar zu machen. Ist rein zufällig, samt Schuhen und Strümpfen in ein ziemlich nasses Sandloch gefallen und stecken geblieben. Und da man heutzutage seine Turnschuhe nicht mehr zuschnürt, kann dieses kleine Naturtalent, von Glück sagen, sie überhaupt wieder herausbekommen zu haben. Aber es ist auch warm genug eh barfuss zu laufen.

Wir geniessen die Stille, die Ruhe, die Einsamkeit, die Wärme.

Nicht mal das Meer hat Lust sich zu bewegen. Spiegelglatt liegt es da.

meer

Die tiefer stehende Wintersonne bringt ganz andere Farben zum Vorschein, als die des Sommers. Ich habe die schönste Musik meines Lebens, Rene Aubry, im Ohr, sitze am Strand und geniesse die Momentaufnahme, die Sehnsucht stillt, mache die Tür zur Aussenwelt zu, bin tief in mir selbst, lasse meine Gedanken von niemandem unterbrechen. Ein Tag am Meer mit Seele baumeln, ein ganzer Tag mit zu Ende gedachten Gedanken, wann kommt man schon dazu?

Sonntag, 22.Dezember

Es wird immer wärmer, kein Wölkchen am strahlend blauen Himmel. Noch ein Gammeltag. Dieses Mal mit Kinderanimation. Tobias will ein Schiff bauen, also werden Bambusstöcke gesammelt und gleich lang gesägt, mit Draht befestigt. Zwei Querstöcke, fertig ist das Floss, aber ein Segel fehlt noch. Der Sturm der vergangenen Wochen hat nicht nur die letzten Spuren der vorhergehenden Saison verwischt, sondern auch jede Menge Holz und Müll an den Strand gespült. Da müsste also etwas zu finden sein. Ich mache mich auf den Weg Richtung Ca Mari .Vorbei an all den zumeist abgebauten Strandbuden. Muscheln hat es ohne Ende. Denen gefällt es wohl auch besser am menschenleeren Strand, den man diesem Abschnitt findet man im Sommer so gut wie keine. Leider finde ich auch nichts Segelgeeignetes, so schweift mein Blick immer wieder ab zwischen die Schätze des Meeres, ob ich nicht doch ein „Gottesauge“ finde.

Am Strand treffe ich mehr alte Bekannte, als in Deutschland auf der Strasse.

„Hey, da bist du ja wieder, wie schön“ Knutsch! Der dazugehörige Rauhaardackel sieht, nachdem er immer wieder vom Meer in den Sand wechselt, eher aus wie eine Klobürste. Bernd stellt mir Schwester und Schwager vor, wieder zwei mehr zum Knutschen. Eine schöne Sitte, sofort Hautkontakt aufzunehmen. Es wird ein längerer Spaziergang mit unglaublichen Funden am Strand, unter anderem sogar so ein orange-weiß-gestreiftes Hütchen, wie man sie an Baustellen auf der Strasse findet und eine Schultüte.

Nach meiner Rückkehr ist das Segel erst mal uninteressant geworden, mein Sohn hat einen Drachen aufgetan. Er kämpft wie ein Löwe, die schillernden Farben am blauen Himmel zu halten. Arco und Chico haben sich inzwischen eingefunden...

drachen

Die beiden Hunde kämpfen mit. Im Gegensatz zu Tobias freuen sie sich immer wenn der Drache den Boden erreicht. Dann kann man diesen fliegenden Feind nicht nur verbellen, sondern auch wunderschön angreifen. Letztendlich hat Arco gewonnen und das bunte Monster fluguntauglich gemacht. Nun liegt er zerfleddert in einer der Holztonnen, die im Winter eh nie geleert werden.

Alternativspiel ist Plastikflaschen mit ein bisschen Sand oder Wasser zu füllen und die Hunde damit durch die Gegend zu jagen.

Am Abend habe ich einen Termin in der Blue mit Johannes. Er will mein Buch haben und ich soll ihm eine Spritze intramuskulär in den Hintern jagen, damit er mit seiner wöchentlichen Medizineinnahme nicht zu Dr. Louis muss. Es ist noch kein Mensch da, deshalb wird gleich völlig unkompliziert am Tresen die Hose runtergelassen und ich darf endlich mal wieder einen Mann quälen. Rico und Günther hatten wohl doch ein anderes Bild von meinem Beruf und schauen mich ganz entsetzt an, wie ich wohl mit so einem Pokerface eine Nadel in einen Männerhintern jagen könnte.

Noch ein alter Bekannter taucht auf, Lars mit Freundin. Vor fünf Jahren hat er eine Saison in der Blue gekellnert. Heimatort Heiligenhaus, wie könnte es auch anders sein. Er ist der Sohn von dem Mann, der die Bücher von E.F. Vollenweider verlegt hat „Sturm über Formentera“ z.B. oder „Von Formentera flieht man nicht“. Lars selbst: inselgeschädigt vom 8ten Lebensmonat an.

Da gibt’s viel über alte Zeiten zu reden…

Montag 23. Dezember

In der August Hitze laufen wir nicht viel, aber der Winter wird ausgenutzt. Ich will neue Fotos machen. Im letzten Winter hatten wir keine Chance „La Riada“ am Es Trucadors zu erreichen, da der Sturm, die lange Spitze in mehrere Teile unterteilt hatte. Ein neuer Versuch hier und heute, egal wie, ich muss dahin.

Tatsächlich ist wieder das erste Stück abgetrennt. Ich habe nicht die geringste Lust wieder alles auszuziehen, rüber zu waten durch das eiskalte Wasser um dort dann festzustellen, dass es wieder nicht weiter geht. Aber wozu habe ich meinen Mann mitgenommen? Er und Tobias sollen die Lage checken und ich beschäftige mich in der Zwischenzeit mit unendlich anstrengendem Warten in der Wintersonne. Ich krieg von drüben grünes Licht. Sie waren kurz hinter dem Hügel verschwunden und hatten alles weiter für begehbar befunden. Um mir dennoch das Wasser zu ersparen, übte ich ein paar Augenaufschläge an meinem eigenen Mann und es verfehlte seine Wirkung nicht. Ich kletterte auf seine Schultern und ertrug mich hinüber, So soll das sein! Dass er dann noch ein paar Mal hin und her musste um die Sachen vom anderen Ufer zu holen, machte mir gar nichts aus :-))

Nach ein paar hundert Metern, verwandelt sich hier die Landschaft in ein bizarres Steinmuseum, das, wenn man genau hinschaut, in mühevoller Kleinarbeit entstanden ist. Ich war schon öfter hier, aber dieses Mal sah ich dieses Kunstwerk „La Riada“ mit anderen Augen. Die Liebe zum Detail, die Zeit, die hier investiert wurde, wenn irgendwo der Frieden wohnt, dann an diesem Ort. Ich habe einen neuen Lieblingsplatz auf der Insel. Einen, an dem man noch mehr Ruhe findet als anderswo. Wie das möglich ist…

24.12.2002

zauberbaum 1
weihnachtsbaum

Unser kleiner Weihnachtsbaum zusammenklappbar, aus einem Kunstgewerbegeschäft in Deutschland ist wieder dabei. Seine kleinen Lämpchen kommen gegen das Sonnenlicht nicht an, aber er verbreitet ein bisschen Weihnachten. Geschenke – nein an die denken wir hier nicht grossartig. Es sind kleine Gesten, die man im Gepäck hat für Leute die man mag.

Die Kinder hatten teilweise schon etwas in Deutschland bekommen und nach unserer Rückkehr stehen sich noch einige von den Grosseltern ins Haus

Geschenke

Es ist auch kein Problem, unsere Kinder sind da genau so anspruchslos wie wir, Hauptsache hier sein. Die Temperaturen, die einem von Deutschland aus durchgegeben werden, lassen hier dankbar sein für jeden Sonnenstrahl, das reicht.

Einen Weihnachtsspaziergang wollen die Beiden dann nicht mit uns machen, und so begeben wir und allein auf den Weg. Aber schon in Höhe der rosa Burg von einem Deutschen, verlassen wir den Strand. Hier sollte eine Formenterafreundin aus Hagen zwei Häuser besitzen, von dem sie eins auf Dauer vermieten will. Eine Alternative für uns, die uns im Sommer zusammen mit einer Insulanerin kam, da das mit dem Hauskauf, doch noch dauern würde. Eine Begrüssung, als würde man sich schon seit Jahren kennen, dabei hatte ich sie in Hagen erst ein Mal gesehen. Formenteraleute sind so. Kommt rein, setzt euch, was trinkt ihr? Und dazu Oliven auf den Tisch. Gleich Themen zum Plaudern, gleich Vertraulichkeit, man hat ja Gemeinsamkeiten, die Insel. Enttäuschend, mit dem Häuschen war uns jemand zuvor gekommen, aber egal irgendwann wird’s schon werden

kamin

Am Abend war gemütliches Essen vor dem Kamin in der Blue geplant, leckeres Essen, strahlende Augen, Geborgenheit unter Freunden…

Gäste kamen später..

Tja und dann war da noch der leckere Paesenwein, der mir zum Verhängnis werden sollte. Man schlürft in gemütlicher Runde so vor sich hin, redet und tanzt, bis es einem dann irgendwann die Beine wegzieht, vor allem wenn man sich einfach nicht dran gewöhnen kann, dass die Riesenboxen in der Blue Bar Rollen drunter haben und sich eben nicht zum Anlehnen eignen. In diesem Augenblick zog mein Mann s dann vor mich anzuziehen und nach Hause zu schlörren. Besser war das…

Am letzten Abend musste ich nochmals leiden, da bekamen wir nämlich die Rechnung und auf der stand, dass ich mir wohl leichtsinniger Weise den teuersten Wein weggesüppelt hatte..mh

wein

Mittwoch 25. Dezember

Mein Sturz machte die Runde durch die Inselzeitung und am nächsten Tag ging es mir verdammt schlecht, verdient. Interessant war es schon, was ich alles getan haben sollte, aber ich wette, die Hälfte der Geschichten wurden mir einfach untergejubelt. Noch nie haben mich so viele Menschen an einem einzigen Tag so oft gefragt wie es mir geht.

Ein traumhafter Tag und mein Kopf war gar nicht in der Lage mich zu verstehen.

Am Mitjorn herrschte starker Wind und wir machten uns auf zum Tangastrand, wie gewohnt dann sehr ruhig dort, wenn bei uns der Wind pfeift. Menschenleer und das Wasser einfach nur verlockend - für den Rest der Familie, für mich natürlich nicht. Ich war froh die Waagerechte gefunden zu haben, während sie sich im Wasser tummelten. Bloss nicht wieder aufstehen.

Keine Ahnung wo diese kleinen Biester herkamen, die sich Mücken nennen, aber auch sie fanden es an diesem Tag wohl schöner am Tanga als anderswo und aufgrund mangelnden Frischfleisches mussten wir dann herhalten.

Mücken

Sie liessen sich heftigst an uns aus und daraus entstanden Riesenbeulen, die dann doch Grund wurden sich zu erheben und frühzeitig den Strandtag zu beenden.

Reibekuchen Essen bei Katja war der nächste Termin an diesem Tag. Sie hätte ihren Plan vom Kochen nicht so laut verkünden dürfen, dieses spricht sich hier schnell herum, und so kam alle paar Stunden jemand und fragte ganz unschuldig: „hier gibt’s heute Reibekuchen???

kochen

Katja kam bis abends nicht aus der Küche. Dieser endete dann mit einer grossen Kiste alter Fotos vom alten Fritz, mit vielen Bekannten und Günther kannte zu fast jedem eine Geschichte. An Wein konnte ich nicht einmal denken, aber der aufgesetzte Feigenschnaps von Charlie wirkte wie Medizin. Mir ging es dann irgendwann auch besser…

Donnerstag 26. Dezember

Die Jagd nach schönen Bildern, auch wenn ich nicht die beste Kamera habe, führte uns in die Bucht von Es Calo und endlich mal zu dem neuen alten Römerweg. Die Höhe in der er endet, hatte mich bisher immer wieder davon abgehalten ihn zu gehen. Aber heute hatte ich meinen mutigen Tag und ich war wild entschlossen, die ganzen schon gesehenen Fotos einmal selbst zu machen. Zumal noch bei diesem herrlichen Licht. Ich bin unterwegs 1000 Tode gestorben, war teilweise bei dem Anblick der Tiefe richtig gelähmt auch nur einen Schritt weiter zu gehen, aber der Ausblick über meine Lieblingsinsel am höchsten Punkt dieses Weges hat für alles entschädigt.

Freitag 27.Dezember

Das Barometer ist gefallen und auf Günthers Kopfschmerz ist Verlass.

unwetter

Ein unheimlicher Sturm hat eingesetzt. Ganz plötzlich, ohne zu Fragen und über Nacht. Die Wäsche an der Leine steht waagerecht, für die Pinien und die Kiefern scheint es nur noch eine Richtung zu geben. Der Strand am Mitjorn ist weg, riesige Wellen haben einfach den Sand mitgenommen und Felsen übrig gelassen. Ein Tag zum Schreiben, zum Lesen, zum sich vor den Kamin zu verziehen. Hinaus gehen nur die Harten, in dem Fall kenne ich nur zwei von der Sorte, Tobias und seinen Vater. Sie wollen ihre Kraft mit der des Windes messen, am Mitjorn entlang, Richtung Arenal. Verrückte - Männer eben!

Tobias Leichtgewicht wird wohl öfter vom Steg gepustet, aber wir sind ja richtige Männer. Ein männlicher Begleiter, Bodyguard Chico, war schlauer und ist irgendwann umgekehrt.

Jenny und ich machen einen auf introvertiert, verkriechen uns in der Casa, Kochen lecker und hören laut Musik dabei. Kurz nach 18 Uhr kommen die Beiden „die mit dem Sturm kämpften“ verfroren und verwüstet wieder aus der Dunkelheit. Wir haben kein Mitleid.

Die Schwärze der Nacht im Winter ist phänomenal. Man sieht die buchstäbliche Hand vor Augen nicht, man weiss nicht mal wo seine Füsse sind. Da kann man von Glück sagen, wenn man Raucher ist, dann weiss man wenigstens wo das Ende der Hand ungefähr ist. Aber am Himmel da leuchten die Sterne, Sterne...

sterne

Samstag 28.Dezember

Immer noch Windstärke „ich weiß nicht wie viel“, der Windsack am Hafen sieht aus wie in die Luft zementiert. Keine Fähre seit gestern. Na mir soll’s recht sein, will eh nicht wieder nach Deutschland. Die Gischt spritzt über die Hafenmauer. Die Möwen haben keine Chance in die geplante Richtung zu fliegen. Die weißen Wellenspitzen verteilen sich wie Schnee in der Luft. Auf der Strasse am Salzsee längs schäumt es sieht auch hie raus, als hätte es geschneit, na dann wird der Lift an der Mola sicherlich bald eröffnet. Sand pikst sich in die Haut, sobald man den Strand betritt, sofern es überhaupt möglich ist. Unser kleiner Seat hält sich tapfer. Wir schauen während der Fahrt immer nach hinten um zu sehen ob wir etwas verlieren und ich musste insgesamt nur zwei Mal aussteigen um den Außenspiegel wieder einzusammeln. Nirgendwo ein stilles Eckchen zu finden, und das alles bei tiefblauem Himmel. Am Cap kann Tobias sich in den Wind legen. Wir fahren durch die Gegend, ich wieder nach Motivsuche. Keine Ahnung warum ich dieses Ding unbedingt finden will, aber ich suche immer noch die Müllhalde am Cap de Barberia.

Der Abend klingt aus wie immer, gemütlich in der Blue mit mehreren San Miguels, Wein bietet mir komischer Weise keiner mehr an….

Sonntag 29. Dezember

DerSturm hat anscheinend keine Lust nachzulassen, er tost weiter. Faulenzen, herumfahren. Unser heutiges Ziel ist mal die Cala Saona, dieses Mal von der Punta Rasa aus angefahren. Weite Erika-Felder durchfahren wir. Die Insel blüht wie im Frühling, aber in anderen Tönen, Erika lila eben. Ganze Teppiche davon sieht man, und auch das Rosmarin blüht hellblau. Unglaublich wie klein diese Insel ist und man hat nach all den Jahren immer noch Ecken die man nicht gesehen hat.
Die Cala Saona liegt völlig ruhig da, trotz Sturm, eingegrenzt von den kleinen Naturbootshäfen. Linksseitig klettern wir mal hoch, natürlich wegen Bildern und weil wir dort auch noch nicht waren. Wieder karge Landschaft und wieder aussergewöhnlich, wir haben keine Chance gegen den Wind und müssen umkehren, mir stehen Tränen in den Augen, nicht weil ich so traurig darüber bin, sondern weil der Wind sie dahin treibt.
Das Hotel liegt gespenstisch da und man kann gar nicht glauben, dass es hier im Sommer rappel voll ist.

Dienstag 31. Dezember

Frag nun keiner warum hier ein Tag fehlt, mir fehlt er auch...
Es ist Silvester und wir bereiten uns den ganzen Tag seelisch drauf vor, mit Nichtstun, darin haben wir ja Übung. Letztes Jahr hatten wir ja allerhand zu tun mit den Vorbereitungen in der Blue Bar, aber dieses Jahr hatte man uns leider verschont und so wurde es gar nicht Abend.
Wir hatten geplant mit Günther und Kaya und Charlie und Katja und unseren vier Wenigkeiten zusammen zu essen um eine gescheite Grundlage für die Nacht zu haben und dann zur Blue hoch zu gehen.
Wir wollten es gleich nach dem Essen tun, aber Jenny ist ein typisches Weib und braucht im Badezimmer länger als ich, in meinem ganzen Leben zum Schminken.

silvester

Dann geht’s los, den Rutsch in das neue Jahr zu feiern, der Wind hat etwas nachgelassen. Gut dass wir schon satt waren, in der Blue hatte Adrian, der schottische Koch, ein zauberhaftes Buffet gestaltet und man hätte glatt noch mal zuschlagen können.

Ich wollte diesen Abend geniessen und trank statt Wein Bier, weil da ich es nicht mag, das Ganze langsamer wirkt. Fast alle waren sie da, die, die man so kennt. Die Tische füllten sich und die Zeit rückte vor. Ich weiss gar nicht wozu man seine rote Unterwäsche trägt, die an Silvester Pflicht ist, kein Mensch kontrolliert einen.

weintrauben
rotewäsche

Weintrauben, das ist die nächste Pflicht hier an Silvester, 12 Stück an der Zahl, die 12 Sekunden vor 12-sprich 24 Uhr sekündlich brav zu sich genommen werden müssen um im nächsten Jahr Glück zu haben.

Wenn es danach ging, kenne ich schon zwei Unglückliche des nächsten Jahres: Jenny die nach 12 Weintrauben, die leider auch hier Kerne haben, direkt in den Sand vor der Blue spuckt, und Tobias, der von jeher, wenn’s lustig wird, anfängt zu muffeln und aus Prinzip nichts mitmacht. Also ich habe all mein Silvesterpflichten erfüllt und hoffe auf ein glückliches neues Jahr...
bin um kurz nach Jahreswechsel, wie immer vor die Tür gegangen und habe ganz für mich der kleinen Insel ein schönes neues Jahr gewünscht!
Eigentlich wollten wir so gegen Zwei dann das Geschehen samt Kinder verlassen, aber genau in dem Moment kommen all die lieben Leute rein, denen man auch noch 2003 feiern möchte. Tja Kinder, ab ins Bett und Mami und Papi feiern noch weiter...Rabeneltern, ich weiss..

schwein
klee
Schornsteinfeger

Mittwoch 01.Januar

Die Silvesternacht hatte dann doch bis halb 5 Uhr gedauert und so fing der nächste Tag erst nach Mittag an. Gleich nach dem Frühstück zurück zum Ort des Geschehens um dort aufzuräumen, na wie es da aussah kann sich jeder vorstellen, heftig...
Als wir so ziemlich alles fertig hatten kam Günther ziemlich verschlafen durch die Tür und dachte natürlich - wie eigentlich immer - ans Essen, also wurde die gerade wieder ansehnliche Küche wieder in Gebrauch genommen und gevespert. Eigentlich haben wir an diesem Tag nicht viel anderes gemacht, als gegessen, geredet und Nachwehen des vorhergehenden Abends vertrieben.

Donnerstag 02. Januar

Abschiedstag, aber die Zeit muss genutzt werden.
Katja und ich hatten beschlossen, mit dem Rad nach St. Francisco zu fahren, wir waren wieder fit und machten uns auf den Weg. Ich war schon seit Jahren hier nicht mehr Fahrrad gefahren und hatte noch die nicht ganz so erquicklichen Erlebnisse von der letzten Tour im Hinterkopf. Aber dieses Mal stellte ich fest, wie viel schöner es eigentlich ist.

fahrradfahrradfahrradfahrradfahrrad

Ich verstehe gar nicht, dass ich mir dieses Erlebnis die ganzen letzten Jahre hab entgehen lassen können, selbst der Camino den wir nun schon unendlich oft mit dem Auto hin und hergezuckelt sind, man erlebt ihn anders. Wir fuhren hin auf dem Cami de la Mola,der allerdings schon Crossradqualitäten abverlangt und auf dem ich dann feststellen durfte, dass mein uralter Drahtesel gar keinen Rücktritt besass, aber es war gerade noch früh genug. Unterwegs konnte ich nur immer wieder feststellen “mein Gott ist das schön hier”. Im Winter gibt es wieder ganz andere Pflanzen als zu anderen Jahreszeiten, Zitronen und Orangenbäume sind schwer von ihren Früchten, im Verborgenen stehen hier Häuschen, bei deren Anblick man ganz blass vor Neid wird und all diese friedlichen Menschen, die in ihren Gärten und an ihren Häusern arbeiten, doch, hier ist das Paradies...

zitrone

Zu dem geplanten Einkaufsbummel ist es dann irgendwie gar nicht mehr gekommen, als wir St.Francisco erreichten fiel uns wieder ein, dass ja um diese Jahreszeit nur so ca. fünf Geschäfte in Frisco geöffnet hatten, so setzten wir uns zu Giovale und tranken erst mal Cafe con leche. Dann ging es über die um diese Zeit ruhige Hauptstraße wieder zurück. Klaro mussten wir noch schnell in der Bar Vedera schauen, ob dort bekannte Gesichter zu treffen waren und dann noch einen Kaffee trinken, aber dann ab nach Hause. Morgen sollte unser Abflugtag sein und da musste man doch noch mal am Hafen sehen, ob denn nun die Fähren fuhren oder nicht und wenn, dann wann. Der Wind hat zwar nachgelassen, aber das Fahrverbot für Schiffe durch den Freus ist auf 65 km/h Windgeschwindigkeit heruntergesetzt worden, und wer weiss schon wie sich 65 km/h als Wind anfühlen. Also zur Sicherheit lieber noch mal nachfragen. Man sagte uns, dass die erste Fähre auf jeden Fall fahren würde, wegen der Leute, die auf Ibiza arbeiten. Schade, also doch nichts mit unfreiwilliger Verlängerung des Aufenthaltes.

Dafür fanden wir dann endliche die Müllkippe. Ob es der grausame Anblick war den ich so unbedingt erleben wollte? An diesem Ort spätestens macht man sich Sorgen um die kleine Insel. Schon auf dem Camino der dort hin führt, weiss man, dass man in unmittelbarer Nähe sein muss, der Wind der letzten Tage hat die doch so praktischen Plastiktaschen, die man ja leider überall hinterhergeworfen bekommt, in allen Sträuchern und auf den Wiesen verteilt. Der Müll auf dem Weg wird dichter und dichter und dann steht man plötzlich vor dem grossen Eingangstor dieser Halde. Ein trauriger Anblick und ein Muss für jeden, der immer noch nicht umweltbewußt denkt .Was nutzt die Ordnung hier, Schrott, Kühlschränke und sonstiger Abfall fein säuberlich getrennt, wenn der nächste Sturm alles wieder über der Insel verteilt?, nein da muss woanders begonnen werden...aber wo? Wenn man an der eigenen Nase anfängt und verpackungsfrei einkaufen würde? Bringt nicht sehr viel, denn der Abfall, den man so in den Geschäften lassen würde, landet ja dann auch hier. Da muss mal irgendwem etwas einfallen...

Auf der Rückfahrt ist die Familie im Auto ganz still geworden, jeder macht sich so seine Gedanken zu diesem Problem. Tobias will gleich an den ”König” schreiben, na mal sehen ob er es tut...

Der Abend ist mal wieder dem Abschied gewidmet und dem dazugehörigen Koffer packen, die gleiche Tortour jedes Mal, und alle Vier fragen wir uns wieder: “Warum bleiben wir nicht einfach?”

Irgendwann........... jetzt erst mal bis Mai, oder doch schon früher?

bye
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