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Für Astrid, Dirk, Mari, Matz, Nobbi, Rolf, und alle, die mir durch ihren Zuspruch Mut machten, diesen Trip zu wagen, sowie für die Menschen, die für mich
unbekannt im Hintergrund tätig waren.

2 Wochen Formentera im Mai 2004…aus einer etwas anderen Sicht

Alex LOGONEU
LOGONEU

Nun ist es fast soweit. Morgen werde ich wieder auf der Insel sein, die mir so viel bedeutet. Meine Gedanken schweifen zurück in die achtziger Jahre, wo ich mit meiner Frau Renate (von mir meist Matz gerufen) und Sohn Dirk jedes Jahr in den Sommerferien Urlaub machte. Allerdings ist der Begriff Urlaub nur bedingt richtig. Formentera war viel mehr für mich, da war - wie es Astrid in ihrem Formentera-Buch treffend ausdrückt – so ein Gefühl “Angekommen zu sein“. Man hat einfach ein anderes Lebensgefühl, sobald man einen Fuß auf die Insel setzt.
Trotz aller Nachteile, die der expandierende Tourismus so mit sich bringt, gelingt es dieser Insel immer wieder, eine gewisse Spezies von Menschen in ihren Bann zu ziehen. Wie macht sie das nur? Was hat sie, was andere Inseln nicht haben? Man könnte jetzt eine Latte von mehr oder weniger triftigen Gründen auflisten, letztlich bleibt alles Spekulation. Ich glaube, diese Art von Seelenverwandtschaft, die viele mit Formentera - und auch untereinander - verbindet, ist ein ganz spezielles Geheimnis dieser Insel.
Nun, so nach und nach hab ich mich Mitte der achtziger Jahre gefragt, ob ich außer Formentera noch jemals etwas anderes sehen würde? Die Insel hatte mich total vereinnahmt. Den Jahresurlaub von 3 Wochen dort mit der Familie zu verbringen, war selbstverständlich geworden, man war dort zu Hause. Für zusätzliches Reisen fehlte mal Zeit, mal Geld - meist Beides. Was also tun? Es gab nur eins, wir mussten von der Insel runter! Je früher, desto besser oder ansonsten nie mehr? Der zweite Grund war der Ausbau des Hafenbeckens für richtige Autofähren! Mir war völlig klar, dass die Qualität der Insel (oder besser das, was ich unter Qualität verstehe) darunter ungeheuer leiden würde. Pkws en Masse – das war schon ein gewaltiger Einschnitt. Für mich der Anfang vom Ende! Nun ja, man konnte ja jederzeit zurückkommen (dachte ich zumindest). Gedacht, getan! Meine Frau brauchte ich nicht groß zu überreden, die hing eh nicht so an dem Hundeknochen wie ich. So buchten wir im Sept. 88 das erste Mal "Last Minute" Richtung Griechenland und landeten auf Mykonos. Andere Ägäis-Inseln wie Santorin, Lesbos, Karpathos, Kreta und Samos (3x!) folgten. Es war einfach herrlich, jede Insel ein Juwel. Alle vom Meer individuell geschliffen und eingefasst.
Trotzdem musste ich immer wieder an Formentera denken und es bestand damals nicht der geringste Zweifel, dass ich irgendwann einmal wieder hin musste. Nicht unbedingt wie gewohnt, 3 Wochen…so erstmal eine Woche zum Gucken…dann würde man weitersehen.

Wir hatten bei unserem letzten Formenteraurlaub (1987) Geld in einen Sonnenschirm investiert, weil an den Stränden die Leihgebühren dafür mehr und mehr anzogen. Matz braucht halt Schatten, Dirk und ich sind weitgehend sonnenfest. Diese feiste Kapitalanlage nahmen wir dann auch schön mit nach Hause. Sie begleitete uns all die folgenden Jahre nach Griechenland. Schön verpackt in einem Köcher aus strapazierfähigem Jeansstoff, den Renates Schwester aus einem Hosenbein geschneidert hatte. Den konnte ich mir nun lässig umhängen wie ein Wilddieb seine Knarre. An den einsamen Buchten, wo meist kaum Schatten war, leistete das formenterensische Hightech-Gerät angenehme Dienste. Aus Mykonos zurück, während wir im heimischen Airport am Transportband auf unser Gepäck hofften, meinte ich scherzhaft: "Hauptsache, der Schirm kommt immer, wenn der mal nicht mehr kommt, können wir im nächsten Jahr keinen Urlaub mehr machen." So bangten wir denn jedes Jahr nach dem Heimflug um den Schirm. Mal kam er früh, mal kam er spät, aber er kam. Bis im Juni 95 - da kam er nicht mehr.


Etwa 4 Wochen später, am 12. Juli, hatte ich bei einer Trainingsrunde mit dem Rennrad einen folgenschweren Unfall. Ich flog samt Rad über die Motorhaube eines Pkws. Bewegungsunfähig kam ich unverzüglich in eine Bonner Klinik. Diagnose: Kompression des Rückenmarks mit Ausblutung zwischen C3 und C5. Auf gut Deutsch hieß das, dass ich die Mega-Arschkarte gezogen hatte – außer meinen Kopf bewegen und leichtes Hochziehen der linken Schulter ging nichts mehr! 2 Tage später, am 14. Juli, wurde ich mittels Hubschrauber (damit wollte ich schon immer mal fliegen!) zur Reha nach Heidelberg verschleppt. Die erste Zeit noch auf Intensiv, dann Umzug in ein gemütliches Sechsbettzimmer! Da kam sofort Freude auf. Aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier und im Großen und Ganzen hatte ich mit meinen Zimmergenossen noch Schwein gehabt. Wir hatten oft viel Spaß auf der Bude und da wurde auch schon mal die Nacht zum Tag gemacht. Wie heißt es denn so schön…“Humor ist, wenn man trotzdem lacht!“ Natürlich gab es auch andere Tage, aber das ist ein ganz anderes Thema.

Entlassen nach 9 Monaten - im April 96. Kampfgewicht satte 50 kg – bei 1,82 m. Aber egal, Hauptsache, die Klappe funktionierte noch! Na ja, so Einiges haben die Therapeuten in der Klinik doch schon wieder hinbekommen. So kann ich unter anderem mit der linken Hand mit Ach und Krach einen Vogel zeigen oder meinen PC im Einfingersystem bedienen. Meistens entscheide ich mich für Letzteres, denn das Internet ist DAS Kommunikationsmittel für alle freiwilligen und unfreiwilligen Stubenhocker. Ohne das Internet wäre ich mit 99,9%iger Sicherheit nie mehr nach Formentera gekommen – und das kam so:

Anfang 1999 bekam ich meinen Internetanschluss. Nach dem üblichen Rumgefummel suchte ich über die Newsgroups nach Formentera. Irgend jemand gab mir die Adresse von Uwe’s fonda.de, die zu dieser Zeit noch in den Anfängen war. Ich war Happy, konnte ich doch jetzt Infos über die Insel abrufen und im Forum mit rum diskutieren. So nach und nach schossen neue Formetera-Seiten wie Pilze aus dem Boden, von mir misstrauisch beäugt, getestet, für gut oder schlecht befunden und abgelegt. Ich bröckelte mein Ei mal in dieses, mal in jenes Forum. Wurde zunehmend reger und reger, denn ich hatte den Eindruck, dass meine Beiträge sich steigender “Beliebtheit“ erfreuten. Auf diese Weise fand ich denn meinen alten Formentera-Companero Nobbi wieder, den ich durch unsere Griechenlandflucht aus den Augen verloren hatte. Ferner lernte ich immer mehr Leute mehr oder weniger gut kennen. Einige interessierten - sofern sie es wussten – sich aufrichtig für meinen Unfall und die Folgen. Meist waren sie mit mir gleicher Meinung, dass es sich dabei nicht gerade um einen Glücksfall handelte. Aus dieser Clique bildete sich denn so nach und nach eine Fraktion heraus, die es sich in den Kopf gesetzt hatten, mir noch einmal einen Besuch Formenteras zu ermöglichen. Unmöglich – dachte ich! Da waren einfach zu viele Komponenten, die man alle unter einen Hut bekommen musste. Ich erspare mir hier eine Auflistung, weil sie zu spezifisch wäre oder werden würde. Hinzu kam noch, dass die Insel auf Grund ihrer Struktur so ziemlich das Gegenteil von dem war, was man unter behindertenfreundlich versteht.

Aber ich hatte mich getäuscht,
diese Formentera-Fraktion schaffte es wahrhaftig,
das Unmögliche möglich zu machen!


15.05., erster Tag:

Der Abflugtag begann mit einer Träne im Knopfloch: wir drei Kölner mussten zum Airport nach Düsseldorf! Ebenso unser Begleitkommando Mari und Nobbi, die mit Düsseldorf weniger Probleme haben, weil sie aus Solingen kommen. Das Einchecken mit meinem Rolli ging reibungslos. Ich durfte mit Dirk schon vorweg in den LTU-Airbus und konnte mich schon auf den für mich reservierten Platz setzen. Nur hatte dieser nicht die für mich benötigte Beinfreiheit. Dirk ist zum Glück im Umgang mit mir routiniert genug, um mich auch von seitwärts auf den Sitz zu bugsieren. Da saßen wir nun und warteten auf das gemeine Volk geschlagene 1 ½ Std. lang! Irgend etwas war mit der Tankanzeige nicht in Ordnung. Ich sag’s ja, - Düsseldorf. So ging’s denn mit reichlich Verspätung nach Ibiza. Auch hier lief beim Auschecken alles prima. Sogar ein (von Rolf blendend organisiertes) Taxi wartete schon auf uns, weil ich ja schlecht einen Bustransfer machen kann. Dirk pflanzte mich auf den Beifahrersitz und nahm mit Nobbi im Fond Platz. Das Gepäck drehten wir den Frauen an, die mit dem Transferbus fuhren. Etwas sportliche Aktivität kann nie schaden. Im Hafen von Ibiza vereinigten wir uns wieder. Nun konnte ich erstmal die Formentera-Fähren in Augenschein nehmen, die an der Kaimauer rumdümpelten. Owei, owei, was waren da für Monster dabei. Eine war riesengroß und potthässlich, konnte aber eine Unmenge an Fahrzeugen schlucken, eine andere sah mehr futuristisch aus, fast so wie ein Rennboot. Der Rest lag irgendwo dazwischen. Zum Glück erwischten wir einen Kahn, der wie ein Schiff aussah – die Illa Pitiüses. Bei popoglatter See steuerten wir den Hafen von Formentera - La Sabina - an, was nach schlappen 45 min auch gelang. Nun noch etwas Geduld – und ich hatte wieder Formenteraerde unter meinen Füßen, oder besser gesagt unter meinen Reifen. Zig mal hatte ich mir vorgestellt, was ich dabei empfinden würde…? Freude? Ergriffenheit? Tristes? Euphorie? Oder war mir gar danach, mich wie der Papst niederzuknien um den Boden zu küssen? Nichts von Alledem, ich empfand – nichts! Einfach nichts?!! Fragt mich nicht warum, ich weiß es nicht. Aber was hatte sich der ehemals kleine Bedarfshafen doch verändert! Groß war er geworden, jede Menge Geschäfte, Vermietungen, Restaurants, und alles sooo schön gepflastert. Dann die Unmengen von Yachten! Eine pompöser als die andere. Wie dicke, fette Spargelstangen ragten ihre Masten in den Himmel. Die Hotelfassaden sahen aus, als seien sie erst vor nicht allzu langer Zeit renoviert worden. Womöglich gar für mich? Keine Zeit darüber nachzudenken, Dirk kam schon mit dem Schlüssel für den Leihwagen, einen 5türigen Opel-Corsa. Ohne die Benzinkutsche ging’s diesmal leider nicht. Tut aber schon weh, wenn man allgemein und bei Formentera im Besonderen, ein Fuß- und Radfan ist. Egal, die Männer rein in die brandneue Karre mit Kilometerstand 12, die Frauen mitsamt Gepäck (wie schon gehabt) waren schon im Bus. Zehn Minuten später, so gegen 13h00, waren wir am Ziel – Es Daus, so hieß unsere Villa am Ortsausgang in einer Seitenstrasse von Es Pujols. Die Mertens nach oben, die Eichlers unten, logo. Kurze Inspektion - ob auch alle Türen und Fenster da waren – dann noch bei Barbara angerufen…das wir gesund und munter angekommen sind. Die hat sich vielleicht gefreut! Dann runter ins Dorf, denn einige Expeditionsteilnehmer hatten Hunger angemeldet. Und worüber fällt man im Café Espardell, wo sich angeblich nie jemand aufhält? Über Astrid, Ralf und Rolf natürlich! Die waren einen Tag vor uns auf die Insel gekommen. Kurze Begrüßungsorgie, und schon stürmten die Damen an die Kuchentheke und orderten einige Kilokalorien. Nach diesem herrlichen Kaffeeklatsch – die Raderschatts und Rolf hatten sich mittlerweile verkrümelt – ließ ich mich noch etwas quer durch Pujols schieben.
Aufgefallen sind mir dabei die zunehmend bunten Fassaden. So nach dem Motto: “Auffallen um jeden Preis“, zumindest durch plakative Äußerlichkeiten. Und viele der zahlreichen Restaurants machen einen auf “schick“. Schöne Tischdecken, Servietten, Besteckgarnituren und ähnliches sollen wohl Qualität versprechen. Aber ob dem auch so ist? Wir werden sehen. Etliche Hotels sind von Grund auf renoviert worden, wie das Voramar oder das Sa Volta. Statt einem Stern können sie nun deren drei vorweisen. Gelungen fand ich beim Sa Volta die Fenstereinfassungen. Vieles ist in Pujols abgerissen worden und Neues ist entstanden. Die Promenade ist schön gepflastert, trotzdem werde ich im Rolli ganz schön durchgeschüttelt, weil sie halt nicht plan ist. Dazu die vielen Bürgersteige, wie immer markant mit gelber Farbe abgesetzt, erfordern halt ein stetiges Rauf und Runter. Ersetzt meinem Schieber die Muckibude. Die unbebauten Flächen sind stark geschrumpft, aber einiges ist noch frei. Unter anderem das Grundstück mit den Pinien, direkt gegenüber vom Sa Volta, wo wir früher immer unsere Räder abstellten. Wem mag diese Parzelle in Bilderbuchlage wohl gehören? Überrascht hat mich, dass der Ortsanfang sowie das Ortsende so gut wie unverändert ist. Da ist wahrhaftig so gut wie nichts hinzugekommen. Nun kann ich mich im Rolli nicht so umtun wie ein Fußgänger und womöglich liege ich da mit meinem Urteil manchmal etwas daneben… Der Wind ist kalt und ungemütlich, also zurück ins Es Daus: Auf meine autoritäre Anweisung hin ging es gegen 19h30 zur Fonda nach San Fernando zum Abendessen. Auch hier jetzt eine Fußgängerzone. Ist aber gar nicht sooo schlimm, wie ich dachte. Dann hinein in die gute Stube! Der Schankraum war noch unverändert. Nur die bunt bemalten Lattenholzstühle waren durch braune Plastikstapelstühle ersetzt worden. So verschwinden nach und nach die kleinen, individuellen Dinge. Aber wer will es Besitzer Julian verdenken, dass er es sich etwas bequemer macht? So bin ich also wieder hier – nach siebzehn Jahren. Zwar im Rollstuhl, aber immerhin. Wer hätte das gedacht? Ich jedenfalls nicht. Zur Feier des Tages gönne ich mir meinen Lieblingsbrandy, einen 5jährigen von Torres. Nachdem ich auch diesen Kelch geleert habe, alle hinein ins Restaurant zum Mampfen. Sind nach dem Essen sofort nach unserem Zweiwochenzuhause, zum Es Daus. Noch etwas zusammen gequasselt, getrunken und gelacht, dann ging ich ab in die Koje. Es war schon 23h00! Bin hundemüde, fix und alle, aber auch glücklich und zufrieden, dass bisher alles so gut geklappt hat!


16.05., zweiter Tag:

Gegen 9h15 aufgestanden, auf der Terrasse gefrühstückt und doof rum gelabert. Anschließend alle 5 zur Bluebar. Hoffte, dort Astrid und Co zu treffen. Der Camino dorthin war so richtig formenteralike, also schön hubbelig. Plötzlich eine riesige Wasserlache über die ganze Caminobreite. Wie tief mochte sie sein? 5 cm oder 3,70 m? Nobbi stieg aus, suchte sich einen Stock und puhlte damit im Wasser herum. Es war nur wenige cm tief. Als er sich wieder zum Auto bewegen wollte, hätte er um ein Haar das Rad geschlagen, was ihm reichlich Gegröle seiner schadenfrohen Mitreisenden einbrachte. Nobbi wieder rein in die Karre und weiter ging die Formentera-Camel-Trophy. Wir parkten direkt an der Blue, sodass Nobbi und Dirk mich nicht allzu weit schleppen mussten. Das Personal räumte sofort Tisch und Stühle zurecht und wir ließen es uns bei einem Drink mit herrlichem Blick aufs Wasser gut gehen. Aus den Lautsprechern kam diese spezielle Blue-Bar-Musik, die wohl allgemein so gut ankommt. Ich kann dem synthetischen Gesäusel nur wenig abgewinnen, aber es störte mich anderseits auch nicht. Irgendwann musste ich pinkeln, aber es war kein Katherterset mitgenommen worden. Also zurück zum Es Daus. Ich war stinksauer. Den Rest vom Tag haben wir auf der Terrasse zerredet. Abends sind wir 3 Eichlers - Mari & Nobbi waren bei Bekannten an der Mitjorn - zum Essen ins “Toro Bravo“, direkt neben der Ex-Tipic-Disco. Macht einen auf Chick, dazu noch aufgesetzte Freundlichkeit, hohe Preise – dachte ich, aber es sollte noch schlimmer kommen. Gegen 22h00 wieder im Es Daus, den von Astrid geschnorrten Toilettenstuhl geentert, geduscht und ab in die Falle.


17.05., dritter Tag:

Gegen 9h00 auf der Terrasse gefrühstückt. Mir geht es nicht gut. Ehrlich gesagt, mir geht es sauschlecht, habe extrem hohen Schmerzpegel. Mit Rolf schon mal die Modalitäten eines früheren Rückflugs besprochen. Falls die Schmerzen so anhalten würden, wäre das unumgänglich.
Auf unserem Grundstück steht genau in der Ecke eine schöne, große Phönixpalme aus deren Schuppen, wo die vertrockneten Palmwedel abgehackt sind, gelbe Feldblumen raus wachsen! Was es doch alles gibt!? Auch dienen die Zwischenräume der Schuppen den Eidechsen wohl als Unterkunft. Jedenfalls sah ich oft genug welche rein und raus flitzen, wenn auch meist ziemlich kleine Exemplare. Vor der Palme ist ein Blumenbeet mit herrlich leuchtenden orangenen und roten Blütenblättern. Wie Seide glänzen sie, je nachdem wie das Sonnenlicht einfällt.
Abends gegrillt – Grill ist hinter dem Haus, super! Um 20h15 war ich schon im Bett. Die Schmerzen ließen langsam nach. Mari, Nobbi und Dirk machten noch nach Pujols rein.


18.05., vierter Tag:

Wieder das Frühstück auf der Terrasse eingenommen. Gegen 11h00 kam Barbara! Ach, war das schön! Ist ja schon ein etwas komisches Gefühl - zumindest geht es mir so - wenn man jemandem gegenübersteht (bzw. sitzt), den man bisher nur vom mailen kennt. Auch wenn man es mir wohl nicht ansah, ich habe mich tierisch gefreut. Barbara hatte uns einen herrlichen Strauß aus Kräutern mitgebracht, der hat vielleicht geduftet. Damit wir kein Ratespiel veranstalten mussten, hatte sie Zettel mit den entsprechenden Namen angehängt. Nachdem wir ausgiebig gelabert hatten und uns für Donnerstag bei ihr verabredet hatten, stieg sie in ihren Seat und fuhr davon.
Wir 5 sind denn am Nachmittag nach La Mola zum Leuchtturm hoch. Raus aus dem Auto, rein in den Rolli und dann durften Dirk und Nobbi mich über das Geröll bis an den Rand tragen, schieben, zerren. Für was hat man denn das Personal? Dann der Blick über das dunkelblaue Meer….der Kontrast durch die schneeweißen Möwen, deren Gefieder sich im Sonnenlicht ganz detailliert abzeichnete. Einige flogen schnurgerade ohne jeglichen Flügelschlag von links nach rechts, andere machten das gleiche in Gegenrichtung. Wie machen die das nur? Konnte mich kaum satt sehen. Dazu wehte noch ein leichter, angenehmer Wind…es war herrlich. So wohl hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt…einfach wunder-, wunderschön. Von mir aus hätte die Zeit jetzt stehen bleiben können. Doch wollte ich die Geduld meines Personals nicht überstrapazieren, so musste ich mich langsam lösen. Es hallt ein Ruf wie Donnerhall: „Träger“: Also wieder alle rein ins Auto und wieder retour. Natürlich über El Pilar, geht ja nicht anders. El Pilar hat sich stark verändert. Vor 20 Jahren noch ein kleines Dorf mit Durchgangsstrasse, Caminos, Kirche, eine Handvoll Häuser und einigen improvisierten Behausungen von Späthippies. Heute stehen hier viele schmucke Häuschen, Geschäfte, Bars oder Cafes. Es gibt geteerte Straßen und auch hier die roten Bürgersteige. Alles sieht so sauber aus. Erinnert mich etwas an “Unser Dorf soll schöner werden“, diesen Wettbewerb in Deutschland. Möglich, dass ich einiges falsch wiedergebe, denn ich verschaffte mir den Überblick lediglich vom Auto aus. Wir legten noch einen Stopp mit Drink auf der Aussichtsterrasse vom Restaurant “Mirador“ ein. Immer noch einzigartig, diese Aussicht! Nur die Ypsilonförmige Pinie an der Straße war nicht mehr da, die bei den Standardfotos von hier immer als Vordergrund herhalten musste.
Wieder zurück im Es Daus, wurde Grillen angesagt. Es war noch von gestern etliches über. Mit dickem, voll gestopftem Bauch zog ich mich denn gegen 21h30 in mein Gemach zurück.


19.05., fünfter Tag:

Nach dem Frühstück sind wir alle nach C’an Parra, zu Barbara. Ich werde mich hüten, hier meine Eindrücke wiederzugeben sonst setzen womöglich Pilgerfahrten ein. Sie hat sich hier ihr eigenes kleines Paradies geschaffen und so soll es auch bleiben! Nur soviel…für Naturfreaks ist es ein El Dorado. Hier scheint die Zeit wirklich stillzustehen. Vielleicht habe ich deshalb keine Uhr entdeckt? Eine ganz andere Welt ist hier. Bullshit, dass ich den blöden Querschnitt habe, denn sonst wüsste ich, wo ich mich im Urlaub einquartieren würde. Barbara vermietet nämlich auch ein urgemütliches Studio. Aber wie schon gesagt, es ist weit weg vom Schuss und nur etwas für Naturfreunde.
Abends sind wir zum Essen nach Pujols rein und haben uns das “Playa y Sol“ an der Strandpromenade ausgeguckt. Beim studieren der Speisekarte musste ich erstmal kräftig schlucken. Gulaschsuppe 8 Euro, Gaspacho 5 Euro, nicht schlecht Herr Specht. Aber vielleicht war ja die Qualität entsprechend? Ja, denkste, alles Kappes! Mein Urteil: Nicht empfehlenswert.
Nach dem guten Essen sind wir auf die “Meile“. Angefangen bei “Birdy“ und beendet bei der “Oma“. Versteh nicht, warum in Astrids Forum einige über den Typ moserten? Der ist doch OK! Aber Maris oder Renates Kragenweite war er auch nicht. Zickenweiber! Bei “Birdy“ läuft für meinen Geschmack ganz gute und laute Musik. Teilweise auch von DVDs. Von Hard, Heavy, Blues bis zu Oldies aus den Sechszigern. Ganz gute Mischung!
Um 23h00 lag ich im Nest, während das Personal noch lustig bei San Miguel und Hierbas in der Sala tagte. Eingeschlafen bin ich trotzdem.


20.05., sechster Tag:

Heute war Gammeltag, bin den ganzen Tag mit Matz im Quartier geblieben. Dem restlichen Personal habe ich ab Mittags freigegeben. Sollten sich mal was erholen und Kraft tanken für die zweite Woche. Dem kamen sie am Pirata-Strand begeistert nach.
Ich kann mich grün und lila ärgern, weil ich meine kleine Musikanlage nicht mitgenommen habe. 2 kleine Boxen incl. Vorverstärker plus CD-Player. Dann könnte ich jetzt mich und die Nachbarschaft an kulturellen Klängen erfreuen. Aber als ich zu Hause Dirks und Renates Probleme beim Packen sah und hörte, da habe ich es gelassen, zaghaft nachzufragen, ob dafür eventuell noch ein Plätzchen im Koffer frei wäre.
Abends zur Abwechslung mal gegrillt und um 21h00 war für mich der Tag zu Ende. Mari, Nobbi und Dirk nahmen die Meile wieder in Angriff.


21.05., siebter Tag:

9h15 Frühstück, noch etwas rum gequasselt und um 13h00 ging es zum Leuchtturm nach Cap Barbaria. Nobbi und Dirk hatten wieder ihren Trägerauftritt um mich nach vorne zu schleppen. Vor einem allseits bekannten Höhleneingang setzten sie mich ab und Nobbi schrieb mit fettem Filzstift auf ein Pappschild: “Eintritt 3 Euro“. Das hängten sie mir um und verschwanden in der Höhle. Nach etwa einer halben Stunde - ich hatte bis dahin 15 Euro eingenommen – kamen sie zurück, entsorgten das Pappschild und trugen mich näher zum Klippenrand, endlich. Wieder das dunkelblaue Meer und die Möwen…wie immer schön anzusehen. So ein Super-Feeling wie auf La Mola wollte nicht aufkommen, aber trotzdem, ich war glücklich und zufrieden.
Auf dem Rückweg Stopp in Cala Sahona gemacht. Hatten von der Terrasse eines Cafes einen schönen Blick über die Bucht. Nur die italienische Musik war nicht ganz nach meinem Geschmack. Ein Grund mehr hier nicht ewig hocken zu bleiben. Also ab nach Hause und zum Abend wurde – ja, genau, richtig geraten – wieder mal gegrillt. Irgendwann kamen noch Astrid, Ralf und Rolf angeschlichen um sich kurz zu verabschieden, denn die zwei Raderschatts flogen morgen wieder nach Deutschland zurück (hihi). Waren jetzt nur auf der Durchreise zu einem unwichtigen Treff. Das war schon gut so, denn sonst hätten die uns womöglich die ganzen Getränke weg gesoffen. Nun saßen sie da neben Matz und gaben eine wunderbare Farbpalette ab. Ganz links war Braun (Ralf), dann kam Rotbraun (Astrid), es folgte Rot (Rolf) und Rosa (Matz). Toll sahen sie aus! Und ich erst!!! Wie der weiße Hai mit Hut. Nachdem der Besuch weiter gezogen ist, genehmigte ich mir noch einen Gutenachtdrink. Um 2100 hatte ich die optimale Bettschwere und ließ mich zurück in mein Gemach ziehen. Der Rest der Bande tagte lustig weiter…


22.05., achter Tag:

Astrid hat die Sonne mit eingepackt! Na warte! Wie immer gut gefrühstückt…bei der Gelegenheit mal ein extra Dankeschön an Dirk für das tägliche Brötchen holen!
Um die Mittagszeit sind wir zum Sa Roqueta gefahren. In dem Zimmer vorne rechts mit dem Eckbalkon haben wir 1981 unseren ersten Formenteraurlaub verbracht. Nur Schade, dass die gute Seele von Pedro nicht mehr da ist, der hätte sicher Augen gemacht. Von dem kleinen, schnuckeligen Strand ist kaum etwas zu sehen, das Meer war wohl im Winter sehr gierig gewesen. Wir hätten uns gerne auf der überdachten Terrasse niedergelassen, von wo man einen herrlichen Blick hat, aber da stand voll der Wind drauf. So sind wir denn weiter gezuckelt nach Illetas bis zum letzten Parkplatz. Der meist mit getrocknetem Schlamm überzogene Lattenzaun mag ja recht nützlich sein, aber so rein optisch gesehen passt er für mich nicht so richtig in die Landschaft. Hab natürlich gut labern, brauch ja nix zu entscheiden. Auszusteigen hatte nicht viel Sinn, denn mit dem Rolli im Sand – das bringt nichts. Also ausgiebiger Rundumblick und zu einer Stippvisite nach La Sabina. Im Hafen trafen wir dann – oder besser Nobbi, der kennt mittlerweile wohl Gott und die Welt auf der Insel – den Lipper nebst Frau. Nach ausgiebigem Gedankenaustausch und etwas Hafenbesichtigung wieder alles rein in die Karre und nach Pujols um die Frauen zum “Was weiss ich was“ raus zu lassen. Wir drei Kernigen sind dann noch zu Barbara gefahren und haben deren Vorräte etwas geplündert. Viele Weinfelder habe ich unterwegs gesehen! Viel mehr, als mir in den alten Urlauben aufgefallen sind. Mit unseren Holden verabredeten wir uns für 19h30 zum Essen in der Minibar in Puschelsdorf. Auch hier war das Preis/Leistungsverhältnis miserabel! Mein Urteil: Nicht empfehlenswert! Anschließend gab es für mich Bettruhe, für die Bediensteten Wein, Bier und Hierbas bis in die Nacht hinein. C`est la vie!


23.05., neunter Tag:

Mari, Nobbi und Dirk sind nach dem Frühstück zum Fragatastrand. Sollen sie sich mal faul am Wasser rumräkeln und Sonnenbaden. Mir geht’s schmerzmäßig nicht so besonders. Gammle den ganzen Tag auf der Terrasse herum und beobachte die Eidechsen die hier zwischen den Pflanzen und der Grundstücksmauer anscheinend ihre Reviere haben. Wenn die Sonne warm genug scheint, kommen sie heraus um auf Betriebstemperatur zu kommen. Meist legen sie sich dazu auf von der Sonne angewärmte Felsen, Steine oder Mauern. Es scheint richtige Pärchen unter den flinken Gesellen zu geben, immer klein und groß. Dem Verhalten nach ist wohl das größere Tier das Männchen, weil es oft so ein typisches Machogehabe an den Tag legt. Setzt z.B. einen ihrer Vorderfüße auf den Nacken der Kleinen als wollte sie sagen: „…und hier bleibst Du jetzt!“ Dann zwackt der Grobian die Kleine auch noch, vorwiegend in Schwanz, den langen. Sie nimmt das mehr oder weniger gelangweilt zur Kenntnis. Eine außergewöhnliche Reaktion ist mir jedenfalls nicht aufgefallen. Dann streift er oft seinen Körper an ihr vorbei, während sie einen Ortswechsel anstrebt. Ob das gar eine Anmache ist? Und das am heiligen Sonntag! Na, so ein Ferkel! Aber die Viecher können auch anders. Wehe, wenn mal ein fremder Artgenosse im Revier ist. Heißa, dann gibt’s was aufs Maul. Wenn der Eindringling nicht sofort die Flucht ergreift, dann wird gebalgt, was das Zeug hergibt. Das Gerangel läuft so schnell ab, dass mit dem bloßen Auge kaum etwas zu erkennen ist. Hm, oder ob die mich nur veräppeln? Auch sind sie ganz geschickte Futterverwerter. Auf frische Apfelstücke sind sie besonders scharf. Logo, denn da ist viel Flüssigkeit drin, die im Sommer manchmal äußerst rar ist. Ganz schöne Brocken schleppen die kleinen Flitzer in ihre Nester, Behausungen oder was weis ich, worin sie wohnen. Sogar gesalzene Erdnusshälften verschmähen sie überraschenderweise nicht und schleppten sie ebenfalls weg. Da habe ich sicher ganz schön blöd aus der Wäsche geguckt. Was die wohl damit machen? Zum Zerkleinern war das Zeug doch viel zu hart für deren kleine Kiefer. Oder ob sie vielleicht das Salz daran verwerten? Wieder mal null Ahnung! Auch meine ausgespuckten Olivenkerne fanden ihre Liebhaber. Manche Echse knabberte oder leckte nur daran herum, andere schleppten die Kerne unter Aufbietung aller Kräfte in die undurchdringliche Botanik. Und es gab noch die Spezialisten! Die packten einfach den Kern an einem Rest Fruchtfleisch, machten mit dem Kopf ein blitzschnelle Rechtslinks-Bewegung (oder war es Linksrechts?), das Fruchtfleisch riss ab und der Kern flog bis zu 15 cm durch die Gegend. Wahrlich nicht schlecht! Andere nahmen den Kern von seiner spitzen Seite ins Maul so gut es eben ging und flutschten ihn nach vorne wie ein Camälion seine Zunge. Auch bei dieser Technik blieb Fruchtfleisch zurück. Ganz schön clevere Tierchen sind das und sooo schnell. Wenn die so richtig aufdrehen und hin und her flitzen, sieht man weder eine Wendung noch die Beine. Das geht nur noch Zisch – Zisch. Ob Charles Darwin das auch wusste?
Bin schon um 19h00 ins Nest, die Schmerzen wieder mal und die Psyche wollte auch nicht mehr so recht. Macht aber nix – morgen ist ein neuer Tag.


24.05., zehnter Tag:

Im App. gefrühstückt, draußen ist es bewölkt und windig, 18 Grad. Gegen Mittag alle zur Cala Envaste gefahren und Rundumblick gemacht. Anschließend Richtung Cap Barbaria um die umstrittenen Cubes mal in Augenschein zu nehmen. Leider hat der Besitzer ein dickes Tau vor die Einfahrt gespannt (kann man ja verstehen, wer will schon alle Naselang Neugierige auf seinem Grund und Boden?), sodass ich mich mit einem Blick vom Auto aus begnügen musste. Außer einigen dunklen Vierkanntbalken gab es da nichts zu sehen, leider. Pssst…und bitte nicht weitersagen: Dirk und Nobbi haben sich zu Fuß angepirscht um ihren Wissensdurst zu stillen! Allzu viel gab es da aber eh nicht zu sehen, nur die Podeste und die Rahmen. Wieder retour zum Es Daus, kathetert und dann zu dem Café, was unmittelbar vor dem Rocca Bella ist. Von hier aus sieht man in Richtung Sa Roqueta jede Menge Einzäunungen, teils aus Holz, teils aus dicken Tauen. Dazu noch reichlich Bohlen für die Wanderer. Sieht alles andere als schön aus, aber was soll man machen? Die Geister, die man rief, müssen in die richtigen Bahnen gelenkt werden, sonst trampeln sie alles kaputt. Erinnert mich an unsere Autobahnen in Deutschland. Wenn eine Zweispurige nicht mehr reicht, erweitert man sie auf drei Spuren, usw. So ähnlich, nur in kleinerem Rahmen, wird das hier auch ablaufen. Ich dreh mich lieber rum und schau über die Bucht von Pujols zur Punta Prima rüber. Dabei fällt mir die Passage aus Astrids Buch ein, in dem sie schildert, wie sie sich bei dem ersten Formenteraurlaub zwischen einem App. auf der Punta Prima und einem an der Mitjorn-Bucht entscheiden musste. Wie wir wissen, hat sie ja das an der Mitjorn genommen. Ich frage mich, was wäre, wenn sie sich für die Punta Prima entschieden hätte? Ob ich denn jetzt auch hier sitzen würde? Wohl kaum. Schon irgendwie merkwürdig…
Gestärkt durch Kaffee und Kuchen machen wir einen Abstecher zum Megalithengrab. In den Achtzigern stand es noch frei herum, heute wird es von einem “schmucken“ Stahlkäfig eingerahmt, der besser zu Hannibal Lektor gepasst hätte. Ob die Verantwortlichen denn mit so etwas nie eine Ausschreibung machen? Schließlich sind doch reichlich kreative Leute auf der Insel? Und dann sind die Infos an dem Käfig nur in catalá. Ein schwaches Bild, das Ganze. Nun gut, weiter geht’s bis zu einem bestimmten Camino am Salzsee. Marion war so nett und hatte mir zu Hause eine Wegbeschreibung zu ihrem Hexenhäuschen zukommen lassen. Die ist auch angebracht, denn sonst findet man die Hütte nie. Der Camino dorthin stellte alles in den Schatten was wir bisher befahren hatten! Aber mit Geduld und im ersten Gang fanden wir Marions Anwesen auf Anhieb. Leider war nur ihre Freundin Siggi da, die sich um die Blumen und halt das Notwendige kümmerte, die uns freundlich begrüßte. Marion wollte in zwei Tagen kommen. Nun gut, dann kommen wir halt wieder, wenn sie da ist. Den schönen Weg dahin kannten wir jetzt ja. Zurück auf die Hauptstrasse und ab nach San Francisco zum Friedhof, der auch geöffnet hatte. Ich bin religionslos, halte mich aber in den südlichen Ländern gerne auf Friedhöfen auf. Im Gegensatz zu unseren Friedhöfen, wo ich immer so ein depressives Unbehagen verspüre, empfinde ich dort eine himmlische Ruhe. Keine Ahnung warum, ist halt so. Auffällig viele Deutsche liegen hier in San Francisco, wie Karl-Heinz Ladwig, Otto Schneck, und mehr, alle ebenerdig. Auch der stets so ruhige Amerikaner Bob liegt hier, der in San Fernando die kleine Bücherei hatte. Die Einheimischen verwenden wohl Urnen für ihre Bestattungen. Die Urnen werden regelrecht gestapelt und eingemauert, falls ich das richtig gecheckt habe. Ist bei dem meist felsigen Boden auch irgendwie praxisgerecht.
Abends sind wir zum Essen wieder in die Fonda. Es gab Paella für alle. Für Matz nicht so günstig, denn sie mag keine Meeresfrüchte, außer einfachem Fisch. Aber sie wollte kein Spielverderber sein und machte mit.Braves Kind! Es hat auch recht gut geschmeckt. Nachdem wir denn genug getafelt hatten, ging es zurück ins Hauptquartier. Karre abgestellt und rein nach Pujols zu “Birdies Zic-Zac“. Bis 23h00 habe ich es ausgehalten, dann musste mich Dirk unter Renates Kommando nach Hause schieben. Ich ging ins Bett und Dirk zurück nach Mari, Nobbi bei Birdy. Gegen 01h30 fanden auch sie - dank Absinthe - ein Ende.


25.05., elfter Tag:

Gegen 10h15 drinnen gefrühstückt. Es regnet bis 13h00.
14h00, Dirk läuft eine Runde um den Salzsee, Matz liest in ihrem Bon Jovi – Buch und ich schaue den Ameisen zu. Nobbi schwächelt anscheinend oder ist tot. Jedenfalls ist von ihm nix zu hören und zu sehen. Muss wohl gestern etwas hart gewesen sein. Aha, irgendwann berappeln sich die Mertens und kommen um 16h00 runter zum Kaffeetrinken. Gegen 18h30 kommt Rolf vorbei. Wir laden ihn zum Essen ein, dafür muß er das Lokal aussuchen. Das hätten wir besser nicht getan. Er wählte die ehemalige Balearen-Bar, weiß gar nicht mehr, wie das Lokal heute heißt. Wir konnten schön windgeschützt draußen sitzen, mit Blick aufs Meer. Für mich fast schon etwas Außergewöhnliches. Das war denn aber auch schon das Positive. Das Essen war nur Durchschnitt, aber nicht die Preise. Dafür laberte der Oberkellner ununterbrochen. Anscheinend hatte er keinen Friseur. Mein gnadenloses Urteil: Nicht empfehlenswert.
Matz ist anschließend sofort nach Hause, fühlt sich nicht gut. Wir 5 sind noch zu “Birdy“ und gegen 22h00 hat Dirk mich auch nachgebracht, musste eh pinkeln. Anschließend hat er sich mit den Anderen noch bei der “Oma“ getroffen.


26.05., zwölfter Tag:

Sch… Matz ist krank. Krämpfe, Durchfall, Schwindel, womöglich Fieber (leider kein Thermometer dabei). Dirk macht Toilette mit mir und dann Frühstück für uns beide. Lasse mich ans hintere Fenster schieben. Viel zu sehen gibt es von hier nicht. Vorne die Grundstücksmauer, dahinter der für mich nicht einsehbare Camino. Rechts ne Pinie, links ein kleiner Teil eines weißen Gebäudes und ein mir unbekannter Nadelbaum. Im Hintergrund die braune, mit irgendwelchem Grün durchzogene Erde, vom Bauer Acker oder Feld genannt. Ganz hinten noch ein kleines Wohnhaus, Stall oder sonst was. Alles in allem ein sehr mickriges und eingeschränktes Blickfeld. Wie ein Symbol für mich. Matz kommt ab und zu gekrümmt wie ein Flitzebogen aus der Falle um sich versuchsweise zu erleichtern. Sie tut mir leid. Jetzt hat sie nun mal so etwas wie frei, dann so etwas…
Mari und Nobbi machen gegen Mittag, als sich die Sonne wieder langsam zeigt, einen Spaziergang quer durch die Felder und Auen nach San Francisco. Hoffentlich holen die beiden sich keine Zerrung oder einen Bänderriss, ich brauch sie noch.
19h00, die Chefin steht auf, schließlich ist ja ausnahmsweise mal Grillen angesagt, zum letzten Mal! Aber sie nimmt nur Tee und Zwieback zu sich. Grillen verläuft kurz und schmerzlos. Um 21h30 bin ich im Bett.


27.05., dreizehnter Tag:

09h00 aufgestanden, die Sonne scheint! Gemütlich gefrühstückt und gegen 11h00 mit Dirk und Nobbi zur Punta Prima bis zum Clubparkplatz. Ihre Gesichter strotzten nicht gerade vor Tatendrang, als sie das ansteigende Gelände sahen. So begnügte ich mich mit einem Rundblick vom Auto aus. Anschließend nach Can Marriog bis zum letzten Parkplatz geholpert. Leider auch hier nix gut für altes Mann mit Rolli. Schade, kann man nichts machen. Also wieder retour bis zum Eingang Illetas und dort Nobbi rausgelassen. Er wollte sich dort irgendwo mit Günni treffen. Dirk und ich sind denn zurück zum Es Daus. Während wir auf Nobbi warteten, beschäftigte ich mich noch etwas mit den Eidechsen in der Vorgartenbotanik. Matz und Mari waren unterdessen zum Sonnenbaden nach Pujols am alten Pepe-Strand. Nobbi kam denn auch und wir sind wieder mal zur Barbara. Und noch immer war hier alles noch so, wie es sein sollte. Wieso auch nicht? Chauffeur Dirk krallte sich von irgendwo eine Liege, schob sie mitten in die Sonne und sank darauf ermattet hernieder. Das arme Kind. Nobbi ging auf Fotosafari bis an die Steilküste und so konnte ich an einem schönen, schattigen Plätzchen etwas mit Barbara klönen. Tagelang, nein, wochenlang, ach was red ich denn da, ganze Monate hätte ich hier sitzen können. Aber leider nur Wunschdenken! Dann hieß es Abschied nehmen (wer weiß, für wie lange?) und wir sind wieder ins Quartier gefahren, wo die beiden Ladys schon anwesend waren. Zum Abendessen wieder mal nach Pujols, diesmal ins “Capri“, ein alteingesessenes Restaurant wo sich kaum etwas verändert hat. Noch immer kann man auf der ruhigen, idyllischen Terrasse unter einer Pergola gemütlich sitzen, essen und trinken. Freundliche Kellner und nettes Ambiente. Habe dort frischen Fisch (der war frisch!) gegessen. Mein Urteil: Empfehlenswert. Ist mindestens einen Besuch wert. Bin denn mit Matz gegen 22h00 nach Hause, ihr war im Bauch immer noch nicht so richtig! Die 3 anderen gingen zur Abwechslung mal auf die Meile.


28.05., vierzehnter Tag:

Ein letztes Mal auf der Terrasse gefrühstückt. Dirk ruft bei Marion an und macht ein Date bei ihr für 15h00 aus. Dann fährt er mich noch einmal zum Leuchtturm von La Mola. Auf dem Rückweg noch nach Es Caló rein. Auch hier hat sich einiges getan. Neue Geschäfte, neue Straßen, Wege, alles schön gepflastert, macht kein schlechtes Bild. Aber es war ja nur ein flüchtiger Eindruck. Als wir zurück kommen, zieht es Mari und Nobbi noch zum Strand – jetzt zählt jeder einzelne Sonnenstrahl! Um 15h00 sind Dirk und ich unsere Verabredung mit Marions nachgekommen. Sie begrüßte uns herzlich, war aber wohl ein wenig enttäuscht, weil der gute Nobbi nicht mit war. Die hat wirklich ein Hexenhäuschen, aber ein sehr originelles! Im Grunde sind da nur Stallungen aneinander gepappt, die man irgendwann mal zu Wohnraum umbaute. Nackter Felsboden, Kanonenofen, typische hellblaue Fensterrahmen und Läden, zwei von diesen kleinen, alten Stühlen an einem alten quadratischen Holztisch, ein Schaukelstuhl zum Relaxen, jede Menge Bücher im Schlafgemach und ganz hinten war das Bad. Es war alles da, was man zum einfachen Leben hier braucht. Draußen hat Marion noch eine Sitzbank gemauert für die Grillabende. Heimische Pflanzen und Blumen in Töpfen, Kübeln und ein wenig Pröll rundeten alles harmonisch ab. Das war wirklich ein uriges zu Hause! Verzeih mir Marion, falls ich aus der Erinnerung heraus etwas falsch wiedergegeben haben sollte. Etwas missmutig sind wir 2 denn irgendwann zurück, denn es war Packen angesagt. Ob das alle so ungern machen wie die Eichlers? Bin ja selbst davon befreit – wenigstens etwas. Zum Abschluss ging es noch einmal zur Fonda. Dirk und Nobbi wollten unbedingt die Paella noch einmal essen. Sollten sie…und wir 3 anderen fanden auch noch etwas auf der Speisekarte. Vorher wollte ich mit Nobbi noch einen “Cognac caliente“ einfahren. Dann der Hammer…Nobbi kannte das nicht!!! Kommt der Hombre seit kapp dreißig Jahren nach Formentera und kennt keinen “Cognac caliente“…einfach unglaublich. Er dachte, da würden lediglich die Schwenker erhitzt, wo anschließend ein edler Tropfen rein kam. Mitnichten Senor! „Pass auf“, sage ich zu ihm, „ich bestell es jetzt mal, dann siehst Du ja, was Sache ist“. Gesagt, getan, ich bestelle…und der Barkeeper glotzt sogar noch etwas blöder, als der gute Nobbi, will auch nur die Show mit dem Glasanheizen machen!? Für mich bricht eine Welt zusammen!!! Ein Barkeeper in der Fonda kennt keinen richtigen “Cognac caliente“!! Oder stimmt vielleicht bei mir etwas nicht da oben? Möglich wär’s ja. Schade, das Oberhäuptling Julian nicht greifbar war, der hätte mich rehabilitieren können. Aber vielleicht ist ja unter den Lesern dieser Zeilen jemand der mich rehabilitieren kann? Ich kenne jedenfalls “Cognac caliente“ nur so: In ein kleines, konisches Glas kommt ein stinknormaler, spanischer Brandy, hinein kommt noch eine halbe Zitronenscheibe, 3 – 5 Kaffeebohnen und ein Tütchen Zucker. Dann wird das ganze mittels Dampfdüse erhitzt, angezündet und serviert. Nun kann man durch stetes Rühren mit einem Teelöffel die Flamme nach Belieben erhalten. Aber bevor der ganze Alkohol abgefackelt ist, sollte man sich schon zum Trinken entschließen – wohl bekommt’s.
Nach dem Essen, gut gesättigt, sind wir denn raus und Nobbi und Dirk stürmten im Hostal die Rezeption um die roten Fonda Pepe T-Shirts zu kaufen, wie es der blinde Barkeeper an hat. . Dabei lernte Dirk auch Pepes Frau Katalina kennen. „Die alte Frau Pepe hat mir die Hand gegeben...“ erzählte er mir leise mit leuchtenden Augen und wuchs mindestens um 5 cm. Weiß auch nicht, wie der das macht. Im Gegensatz zu mir kommt Dirk meist immer gut an.
Neben der Fonda auf dem großen Platz machte eine Band auf großer Bühne so etwas wie Soundcheck. Morgen war ja das große San Fernando-Fest. So ein Mist aber auch, das hätte ich gerne noch mitbekommen! Aber so ist das nun mal im Leben – man kann nicht alles haben. Beim Zuhören – war nicht schlecht, die Kapelle “Laut und Leise“, die Leute machten soliden Bluesrock – schoss mir doch glatt noch der Rhythmus in die Pneus! Alles an mir fing an zu wackeln und zu zucken – außer dem wichtigsten Teil. Schade, dass wir alsbald los mussten, denn morgen ging es wieder zurück nach Germany und wir mussten schon früh aus den Federn. So rauschten wir in unseren Corsa alsbald wieder nach zum Es Daus. Noch ein letztes Mal auf den Toilettenstuhl, geduscht und um 22h30 lag ich zum Abschiedsschlaf im Nest.


29.05., Rückreisetag:

04h30, Matz und Dirk stehen auf. Ich darf noch bis 05h15 liegen bleiben, dann ist auch für mich die Nacht vorbei. Um 06h10 kommt der Bus um Mari, Matz und das meiste Gepäck einzuladen. Wir 3 fahren mit dem Leihwagen zum Hafen. Dirk parkt den Wagen und wirft die Schlüssel durch das offene Oberlicht der Autovermietung. Noch nicht mal eine Tankfüllung haben wir in den zwei Wochen für gut 400 km verbraucht.
Um 07h00 legte unsere Fähre ab, der Menorca-Express. Wie überaus treffend! Dreimal durchgeatmet und ratzfatz waren wir im Hafen von Ibiza. Schade, denn es gibt auch Menschen, die gerne Bötchen fahren. Aber für alte Romantiker wie mich ist kein Platz mehr auf dieser Welt – heul, schnief. Genug geheult, wie gehabt, Frauen mit Gepäck in den Transferbus und wir Männer (mittlerweile war auch Rolf zu uns gestoßen, er flog auch mit zurück) plus Rollstuhl charterten ein Taxi zum Airport. Auch hier im Ibiza-Airport verlief alles recht unkompliziert mit mir. Aber Verspätung wurde schon angekündigt Dirk konnte mit mir in das “was weiß ich warum“ LTU fremde Flugzeug – ein Jumbo Boing 747-200 der “Pullman Air“ – wieder vorweg borden. Denn eigentlich sollten wir mit einem Airbus der LTU zurück. Sch…egal, mir war es recht, denn als wir an Bord waren, wies uns ein freundlicher Steward Plätze in der Businessklasse zu, die wir uns lediglich mit einer alten, gehbehinderten Dame teilen mussten. Die anderen Passagiere mussten schön brav in der Touristenklasse Platz nehmen, bis auf Matz, die noch zu uns nach vorne durfte. So genossen wir gemeinsam die schöne Aussicht in den Sesseln, in denen ansonsten nur gut betuchte Leute furzen.
Wieder in Düsseldorf, lief auch alles wie am Schnürchen. Rolli und Gepäck kam schnell. Draußen wartete schon das Abholkommando in Gestallt von Dirks Freundin Ute und unserem Freund Rüdiger Jetzt nur noch raus, herzliche Verabschiedung von Mari, Nobbi und Rolf und ab ging’s nach Köln zur Waldstrasse. Das kleine Abenteuer war zu Ende.


Fazit.

Für siebzehn Jahre “danach“ hat sich Formentera unter dem Strich doch recht passabel gehalten. Vor allen Dingen baumäßig hatte ich es mir schlimmer vorgestellt. Na ja, ist doch schon was. Und sonst? Was sagt mein Innerstes? Ist das noch “meine2 Insel? Meine Gefühle sind da etwas zwiespältig. Sicher, es war schön, das alles wieder zu sehen, zu riechen und zu schmecken. Genossen habe ich auch die menschliche Wärme, die mir fast überall entgegen kam. Aber dieses spezielle Feeling, wie in den früheren Jahren, wollte sich nicht so recht einstellen. Natürlich fragte ich mich, warum? Ich denke, es liegt vielleicht an dem “Tunnelblick“, den ich vom Rolli aus habe. Was heisst, dass ich mich nicht sporadisch mal nach links oder rechts bewegen konnte um auch die Details zu sehen und zu spüren, wovon die Insel ja reichlich hat. Gern wäre ich mal bis in die Spitze der Punta Prima geturnt oder in irgendeinem Pinienwäldchen rumgestromert. Oder den alten Römerweg mit seiner einzigartigen Aussicht, mal wieder entlang geschlendert. Ober ne Höhle suchen oder ne Kneipe. Oder einfach mal querfeldein und gucken, was kommt. Oder, oder… Ach ja, ich will ja nicht undankbar sein, aber mir in die Tasche zu lügen, das bringt auch nichts. Was ich gesehen habe, habe ich genossen. Nicht mehr, nicht weniger. Ob ich noch mal wiederkomme? Ich weiß es nicht – noch nicht. Also machen wir erstmal weiter wie gehabt


Alex

Vielen Dank an Nobbi und Barbara dafür dass sie mir die Bilder zur Verfügung gestellt haben!

 

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Alex Top

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